Rezension: „Leben, schreiben, atmen“ von Doris Dörrie

Eine Einladung zum Schreiben

Die genaue Beschreibung der Einzigartigkeit jedes Einzelnen von uns bewahrt uns vor der Vorstellung, dass die Dinge klar und einfach sind. Sind sie nicht. Sie in all ihrer Widersprüchlichkeit zu beschreiben ist Waffe gegen Dogmatismus und Ausgrenzung. Allein deshalb sollten wir uns erinnern. Und schreiben.“

Doris Dörrie

Wenn du noch nie geschrieben hast, aber immer schon deine Worte finden wolltest, ist „Leben, schreiben, atmen“ ein perfekter Einstieg. Wenn du schon lange schreibst, und einen neuen Ansatz brauchst, ist das Buch ein „Kick“.

Da das Schreiben eh eine einsame Tätigkeit ist, sind Buchkurse auch genau die richtige Form zu lernen. Dieses Schreibbuch führt dich gekonnt und einfühlsam (ja, das geht!) mittels Geschichten durch alle relevanten Themen des Schreibens. Erklärungen fließen wie nebenbei mit ein. Zu den Geschichten gesellt die Autorin geschickt gestellte Aufgaben, mit denen und der 10-Minuten Methode findest du bestimmt in deinen eigenen Schreibfluss.

Das Buch verzichtet gänzlich auf reißerische Claims, was es sehr angenehm von Ratgebern aus dem Internet abhebt.

Auch wer keine literarische Ambitionen hegt, wer sich einfach weiterentwickeln oder für Alltagsworte fortbilden will, dem sei das Buch ans Herz gelegt. Denn „Schreiben heißt die Welt einatmen“. Für Doris Dörrie ist Schreiben eine Methode, intensiver zu leben. Innezuhalten, sich zu erinnern, sich und die Welt besser kennenzulernen.

Einfach losschreiben, über das eigene Leben, und dabei auf Scham, Angst, Selbstzweifel und Rechtschreibregeln pfeifen – Doris Dörrie zeigt, wie es geht.

Autobiografische Geschichten der Autorin begleiten den Weg

Zuerst führen die Geschichten in die Vergangenheit. Autobiografische Geschichten der Autorin begleiten den Weg. Sie erzählt mit Leidenschaft, Humor und großer Offenheit von Kindheitserinnerungen, fremden Orten, verlorengegangenen Gegenständen und Menschen, Freundschaften und Obsessionen. Über eigene Erlebnisse zu schreiben, öffnet die Türen mit dem assoziativen Gedächtnis zu schreiben. An die eigenen Gefühle zu kommen und dabei wahrhaft und authentisch zu sein.

Ich hatte Bedenken, dass meine Kindheitserlebnisse sicher viel langweiliger sind, als die im Buch – aber du kannst unbesorgt sein, die Aufgaben und die Herausforderung 10 Minuten ohne Unterlass zu schreiben, machen jede Anekdote interessant und vielseitig. Außerdem sind die Ergebnisse für kein fremdes Auge bestimmt.

Je weiter die Übungen fortschreiten, desto mehr Handwerkszeug wird erkennbar: Charakterisierung, Setting, Spannungsbogen. Hinter jeder Aufgabe steckt ein Übungsfeld. Die bekannte Filmemacherin und Autorin Doris Dörrie lehrt seit zwanzig Jahren kreatives Schreiben an der Filmhochschule München. Und diese langjährige Erfahrung als Dozentin und Selbstschreibende merkt man ihr an.

Zum Schluss

„Leben, schreiben, atmen“ ist auch für alle die lesenswert, die einfach mehr von dieser furchtlosen, neugierigen und inspirierenden Autorin lesen wollen. Respekt an Doris Dörrie, die uns Mut macht, weiterzuatmen, weiterzuschreiben und weiterzumachen, egal, was das Leben bringt.

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288 Seiten, Hardcover
Diogenes Verlag, 2019
ISBN: 978-3-257-07069-9

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