Du willst kreatives Schreiben lernen? Dann schreib

Du brauchst:

  • ein Heft,
  • einen Stift,
  • einen Ort, an dem du für dich bist, dich wohlfühlst.

Achtung: Dieser Tipp fördert die Kreativität – nicht nur bei Schreiberlingen, sondern bei allen: Maler, Zeichner, Bastler, Köche, Schreiner, auch Code-Künstler profitieren davon. Ob beruflich oder als Hobby, die Morgenseiten sind wie Zähneputzen für das Hirn.
Julia Cameron* nennt sie die „Morgenseiten“, Karen Christine Angermeyer* „Drei Seiten für einen freien Kopf“, für mich gehören die drei täglichen, handgeschriebenen Seiten zu den ultimativen Überlebensstrategien.
So geht es: Die schreibst jeden Tag, am besten morgens, bevor du E-Mails checkst.
Drei Seiten deines Heftes füllst du mit allem, was nicht geschrieben werden muss. Langweilig, genial, stümperhaft, besonders schlau – wie es kommt, alles ist erlaubt. Vorallem deine Gedanken, deine Sorgen, die Themen, die du gerade bewegst. Zum Beispiel: „Warum regte mich dieser oder jener Satz meines Kollegen gestern so auf“. Du schreibst einfach das dazu, was die einfällt – schnell, ohne nachzudenken. Oder „Die Wäsche langweilt mich, der Regen ist deprimierend. Ich möchte lieber am Meer sein …“

Und was soll das bringen?

Der innere Zensor, der ständig nörgelnde Kritiker, oder die Kritikerin, die nur vollendete Sätze, perfekte Metapher, beste Schulgrammatik und vollendete Rechtschreibung dulden, diese werden ausgetrickst. Und zwar jeden Tag drei Seiten lang. Konsequent. Das dauert 10 Minuten oder eine Viertelstunde, je nachdem wie schnell zu schreibst. Wenn du besonders groß schreibst, geht es auch schneller.

So schaffst du es spielend, den inneren Zensor jeden Tag auszuschalten.

Denn Zensoren wollen auch gefüttert werden. Wenn du ihm die Nahrung 10 Minuten lang versagst, dann merkst du, wie gut sich das anfühlt und nimmst von dem Gefühl immer mehr mit in den Tag. Du schaltest intuitiv den Zensor immer öfters aus. Das wird ihm nicht gefallen. Aber so ist das nun mal. Das ist das Ziel, um die Kreativität zu befreien und in den kreativen (Schreib-)Fluss zu kommen.
Der Zensor darf nur etwas sagen, wenn wir ihn fragen, also beim Überarbeiten zum Beispiel.

Schreiben lernen: Diese tägliche Übung hat auch eine meditative Wirkung

Das ist der zweite nicht zu unterschätzende Nutzen dieser Technik. Wie bei einer Meditation lassen wir mit den Morgenseiten die Gedanken unzensiert durchlaufen. Wir schreiben sie auf, sie gehen weiter. Ohne Wertung, sie sind einfach da, und dann kommen die nächsten. Nach einer Seite fühlen wir uns schon recht entspannt, aber das reicht noch nicht. Nach einer Seite haben wir nur an der Oberfläche gekratzt. In der Mitte der zweiten Seite denken wir: „Nun ist aber wirklich gut. Ich habe alles geschrieben, was geschrieben werden musste.“ Merkst du das? Du bist immer noch in dem Muster deines Zensors: Leistung und Fertigwerden. Es ist wichtig, genau jetzt noch weiter zu schreiben, weil jetzt die Gedanken aus dem Unterbewusstsein kommen. Die, die uns überraschen, beruhigen, der Loslösung und damit unserer Mitte näher bringen. Das ist die meditative Qualität der Morgenseiten.

Nach den drei Seiten beginnen wir den Tag selbstbewusst und gelassen aus der eigenen Mitte.

Muss das unbedingt handschriftlich sein?

Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich nur sagen: JA. Das muss handschriftlich sein. Aber das kann jeder selber ausprobieren. Lieber am Laptop schreiben als gar nicht. (Ich schreibe circa 130 Wörter auf einer Seite in meinem DIN-A5 Heft. Die drei Morgenseiten entsprechen also 390 Wörten auf dem Computer. Jedes Schreibprogramm zählt Wörter oder Anschläge. Meistens findest du diese Funktion unter „Extras“.)

Übrigens: Wissenschaftler haben schon 2014 bewiesen (Psycological Science online ), dass Probanden, die sich handschriftliche Notizen machten bei der Gedächtnisleistung und beim Verarbeiten von Informationen gegenüber denen, die am Laptop mitschrieben, im Vorteil waren. Aber in unserem Fall geht es ja nicht um das Lernen. Bei den Morgenseiten soll es ja um Kreativität gehen. Trotzdem führt die wissenschaftliche Untersuchung in eine richtige Richtung: wer handschriftlich schreibt, schreibt langsamer, und macht sich unbewusst mehr Gedanken zu einem Sachverhalt, verankert Gelerntes besser.
Ja, es ist gut für das Gehirn mit der Hand zu schreiben! Es ist wie Zähneputzen, weil die Morgenseiten, die unliebsamen Gedanken, die uns behindern und begrenzen ausfegen. Sie werden durch eine unterbewusst gesteuerte Auseinandersetzung ersetzt, die uns hilft im Alltag kreativer und erfolgreicher zu sein.

Buchtipps:

Julia Cameron "Der Weg des Künslters"Julia Cameron, „Der Weg des Künstlers“

Ein spiritueller Pfad zur Aktivierung unserer Kreativität
Der Klassiker aus Amerika, immer noch aktuell. Wer mehr über die Funktion der Morgenseiten erfahren, oder sich auf dem Weg zur eigenen Kreativität begeben will, dem sei das Buch wärmstes empfohlen. Das Buch beinhaltet ein 12-Wochen-Programm. „In dem lernen Sie, all die Hindernisse – Ängste, Schuldgefühle, Abhängigkeiten und ein negatives Selbstimage – beiseitezuräumen. … Julia Cameron besitzt die Weisheit und Authenzität derjenigen, die das was sie lehren, selbst intensiv durchlebt haben.“

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